Fahrradwartung für Einsteiger (101): Wie deine Bremsbeläge die Leistung, Sicherheit und Geschwindigkeit beeinflussen
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Wenn Radfahrer über die Fahrradwartung nachdenken, denken die meisten an die Reinigung ihres Antriebsstrangs oder die Einstellung ihres Reifendrucks. Einer der am meisten übersehenen und gleichzeitig wichtigsten Bereiche des Fahrrads ist jedoch das Bremssystem, genauer gesagt, die Bremsbeläge. Egal, ob du dein Bein über ein Alltagsrad, ein Wochenend-Trail-Bike oder ein Downhill-Geschoss schwingst: Deine Fahrradbremsbeläge spielen eine weitaus größere Rolle für deine Leistung und Sicherheit, als den meisten Fahrern bewusst ist.
In diesem Ratgeber erklären wir, warum Bremsbeläge wichtig sind, wie sie sich auf Geschwindigkeit und Kontrolle auswirken und was man über die verschiedenen Belagstypen wissen sollte. Egal, welche Mountainbike-Bremsbeläge du hast – Shimano Bremsbeläge, SRAM Bremsbeläge, Tektro Bremsbeläge, Magura Bremsbeläge oder andere – wir behandeln die Grundlagen. Wir zeigen dir auch, wie du die richtigen Beläge für deinen Fahrstil auswählst und sie in Schuss hältst, bis es Zeit für einen Austausch ist.
Wenn du möchtest, dass sich dein Fahrrad schneller, sicherer und vertrauenserweckender anfühlt, dann ist das Verständnis deiner Fahrradbremsbeläge einer der einfachsten Erfolge, die du erzielen kannst.
Warum Bremsbeläge wichtiger sind, als die meisten Fahrer denken
Bremsbeläge sind der einzige Kontaktpunkt zwischen den Bremssätteln und deiner Bremsscheibe. Diese dünne Materialschicht ist letztendlich verantwortlich für:
- Wie schnell du anhältst
- Wie viel Kontrolle du bei steilen Abfahrten hast
- Wie konsistent sich deine Bremsleistung anfühlt
- Wie sicher du dich bei Geschwindigkeit fühlst
- Wie sich das Fahrrad bei nassen oder schlammigen Bedingungen verhält
Um es ganz offen zu sagen: Deine Bremsbeläge beeinflussen das gesamte Fahrgefühl.
So wie Reifen die Bodenhaftung deines Bikes verändern, bestimmen deine MTB-Bremsbeläge, wie es mit Geschwindigkeit umgeht. Abgenutzte, verunreinigte oder minderwertige Beläge verringern nicht nur die Bremskraft, sie können dein Fahrverhalten auch unvorhersehbar und sogar gefährlich machen.
Ob du nun Scheibenbremsbeläge an einem Pendler- oder MTB-Bremsbeläge für technische Trail-Fahrten verwendest: Die richtige Mischung und der Zustand deiner Bremsbeläge verändern das Fahrgefühl deines Bikes grundlegend.
Bremsbelagstypen: Was ist wirklich anders?
Bei allen Marken – Shimano, SRAM, Magura, Hope, Tektro und anderen – findet man typischerweise drei Hauptmischungen.
Organische (Resin/Keramik) Beläge
Organische Beläge bestehen aus weicheren Materialien wie Harz, Fasern und Füllstoffen.
Vorteile:
- Besserer initialer Biss (Ansprechverhalten)
- Leiseres Bremsen
- Tolle Dosierbarkeit (Modulation)
- Ideal bei trockenen Bedingungen
Nachteile:
- Schnellerer Verschleiß bei nassen oder schmutzigen Bedingungen
- Können bei längeren Abfahrten zum Bremsfading neigen
Sintermetall (Metallische) Beläge
Sintermetall-Beläge werden durch Hochtemperatur-Verklebung von Metallpartikeln hergestellt.
Vorteile:
- Lange Lebensdauer
- Ideal bei schlammigen, nassen und schmutzigen Bedingungen
- Beständig gegen Hitze und Fading
- Starke Bremskraft für aggressiveres Fahren
Nachteile:
- Lauter
- Benötigen länger zum Einbremsen
- Können sich bei niedrigeren Geschwindigkeiten weniger sensibel anfühlen
Diese sind oft serienmäßig bei Systemen wie Shimano Bremsbelägen, SRAM Bremsbelägen, Magura Bremsbelägen und Hope Bremsbelägen zu finden.
Semi-Metallische Beläge
Eine Hybridmischung, die die Lücke zwischen organischen und gesinterten Belägen schließt.
Vorteile:
- Gute Allround-Performance
- Mehr Biss als organische, weniger Lärm als reine Sintermetall-Beläge
- Vielseitig bei unterschiedlichen Bedingungen
Nachteile:
- Mögliches Fading bei extremer Hitze
- Weniger haltbar als reine Metallbeläge
Perfekt für Trail-Fahrten und gemischte Bedingungen.
Wie Bremsbeläge Geschwindigkeit und Performance beeinflussen
Bremskraft
Bessere Beläge bedeuten eine besser vorhersehbare Bremskraft. Wenn du schon einmal fest am Hebel gezogen hast und kaum etwas passiert ist, liegt das meistens an:
- Verglasten Belägen
- Der falschen Belagsmischung
- Verunreinigung
- Abgenutzten Belägen
Mit hochwertigeren MTB-Bremsbelägen erhältst du ein direkteres, kontrollierteres Bremsverhalten, das es dir ermöglicht, schneller zu fahren, weil du weißt, dass du bei Bedarf anhalten kannst.
Dosierbarkeit (Modulation)
Modulation beschreibt, wie fein du deine Bremsung steuern kannst. Eine bessere Modulation bedeutet, dass du die Bremsen „federn“ kannst, anstatt das Rad zu blockieren. Dies ist entscheidend für:
- Technische Abfahrten
- Nasse Wurzeln und Steine
- Sprünge und Landungen
- Kurvenfahrten bei hoher Geschwindigkeit
Organische Beläge bieten typischerweise die beste Modulation, aber fortschrittliche Mischungen (wie unsere Factory Racing Stealth) liefern mittlerweile sowohl Kraft als auch geschmeidige Kontrolle.
Hitzemanagement
Hitze ist der Feind der Bremsleistung. Wenn Beläge überhitzen, kommt es zum Bremsfading, das heißt, sie erzeugen keine Reibung mehr.
Bei längeren Abfahrten, insbesondere mit Mountainbike-Bremsbelägen, kann ein schlechtes Hitzemanagement folgende Folgen haben:
- Schwammiges Hebelgefühl
- Reduzierte Bremskraft
- Brandgeruch
- Verfärbung der Bremsscheibe
Sintermetall-Beläge sind im Allgemeinen am besten für das Hitzemanagement geeignet, weshalb viele aggressive Fahrer dazu neigen, von ihren serienmäßigen Shimano- oder SRAM-Belägen auf metallische oder Performance-Alternativen umzusteigen.
Geschwindigkeit durch Vertrauen
Ein gut gewarteter Satz Scheibenbremsbeläge gibt dir Vertrauen. Und Vertrauen führt fast immer zu Geschwindigkeit. Geschwindigkeit ist das Ergebnis kontrollierten, nicht rücksichtslosen Fahrens.
Wenn du deinen Bremsen vertraust, bremst du später, fährst geschmeidiger und kannst mehr Schwung über eine Abfahrt mitnehmen. Man könnte meinen, Bremsen dienen nur dazu, anzuhalten, aber mit den richtigen Belägen erlauben sie dir auch, schneller zu fahren.
Markenspezifische Überlegungen: Shimano, SRAM, Magura.
Obwohl alle Bremsbeläge ähnlichen Prinzipien folgen, weisen verschiedene Bremssysteme jeweils einzigartige Verhaltensweisen auf.
Shimano Bremsbeläge
Bekannt für scharfen Biss und schnelles Ansprechverhalten. Resin-Beläge bieten eine hervorragende Modulation, neigen aber zum Fading. Viele Fahrer ziehen ein Upgrade auf Sintermetall-Beläge vor.
SRAM Bremsbeläge
SRAM-Systeme wie die SRAM Guide, SRAM Code und SRAM Maven Bremsen bieten ein geschmeidiges, progressives Gefühl. Die Belagswahl hat hier einen großen Einfluss auf die Modulation.
Magura Bremsbeläge
Magura-Bremsen bieten eine wahnsinnige Bremskraft mit einem besonders einzigartigen Hebelgefühl. Sie laufen jedoch aufgrund der höheren Leistungsabgabe heißer, weshalb die Belagswahl hier wichtig ist.
Woran du erkennst, wann deine Bremsbeläge ausgetauscht werden müssen
Die meisten Fahrer warten viel zu lange mit dem Austausch ihrer Beläge. Achte auf diese Anzeichen, um zu wissen, wann es Zeit für frische Beläge ist:
- Quietschen, selbst im Trockenen
- Mehr Hebelweg erforderlich
- Sichtbare Riefenbildung auf der Bremsscheibe
- Metallische Schleifgeräusche
- Eine messbare Belagsdicke von <1 mm
- Nachlassende Bremsleistung bei langen Abfahrten
Wenn du den Hebel ziehst und in Panik gerätst, weil er fast den Lenker berührt, waren deine Beläge schon vor einer Weile fällig...
Verunreinigung: Der stille Killer der Bremsleistung
Selbst brandneue Beläge können sich bei Verunreinigung schrecklich anfühlen. Einige der üblichen Verdächtigen sind:
- Kettenöl
- Reinigungsspray
- Fett
- WD-40
- Straßenschmutz und Öle
Verunreinigte Bremsbeläge müssen normalerweise ausgetauscht werden. Sobald Öl eingezogen ist, ist es extrem schwer zu entfernen. Eine regelmäßige Reinigung mit einem speziellen Bremsenreiniger sollte sie jedoch reibungslos halten.
So verlängerst du die Lebensdauer deiner Bremsbeläge
Fahre sie richtig ein (Bedding In)
Dies ist ein entscheidender Schritt, der auf keinen Fall übersehen werden sollte. Ein korrektes Einbremsverfahren gewährleistet eine gleichmäßige Übertragung von Belagmaterial auf deine Bremsscheibe, was dir Folgendes bringt:
- Mehr Kraft
- Weniger Geräusche
- Längere Belagslebensdauer
Ein falsches oder unzureichendes Einbremsen ist einer der Hauptgründe, warum sich Serienbeläge schwach oder unterdurchschnittlich anfühlen.
Halte die Bremsscheiben sauber
Um deine Bremsscheiben sauber zu halten, solltest du entweder einen speziellen Bremsenreiniger oder Isopropylalkohol verwenden. Nichts anderes. Viele andere Reiniger hinterlassen wahrscheinlich Rückstände, die deine Beläge ruinieren. Top-Tipp: Denke darüber nach, deine Bremsscheiben abzudecken, wenn du andere Reiniger an verschiedenen Bereichen deines Bikes verwendest, um zu verhindern, dass diese auf deine Bremsbeläge und Bremsscheiben gelangen.
Vermeide es, deine Bremsen „schleifen“ zu lassen (Dragging)
Versuche, anstelle eines leichten, konstanten Bremsens eine feste, aber kontrollierte Bremstechnik anzuwenden, um die Hitzeentwicklung zu reduzieren.
Regelmäßige Belagschecks
Es ist ratsam, sich anzugewöhnen, die Dicke deiner Beläge regelmäßig (mindestens einmal im Monat) zu überprüfen. Sobald du dich einer Dicke von 1 mm näherst, ist es Zeit, über einen Ersatz nachzudenken. Dies ist besonders wichtig im Winter und Herbst, wenn Schmutz und Schlamm die Beläge schnell abnutzen können.
Die richtigen Beläge für deinen Fahrstil wählen
Pendler-/Rennräder
Im Allgemeinen solltest du organische Beläge für ein leises, geschmeidiges Bremsen in Betracht ziehen. Wechsle zu semi-metallischen, wenn du oft bei nassen Bedingungen fährst.
Trail Riding
Semi-metallische oder Sintermetall-Beläge bieten die beste Kombination aus Kontrolle und Haltbarkeit.
Enduro-/Downhill-Fahren
Sintermetall-Beläge sind unerlässlich, um die Hitze auf längeren Abfahrten, steilen Strecken und bei anspruchsvollen Geschwindigkeiten zu kontrollieren.
E-MTB-Fahren
Sintermetall. Das erhöhte Gewicht, Drehmoment und die höhere Geschwindigkeit dieser Bikes erfordern einen starken Belag.
Wann du deine Bremsbeläge aufrüsten solltest
Fahrer denken oft, sie bräuchten bessere Bremsen, dabei brauchen sie in Wirklichkeit bessere Bremsbeläge. Es ist Zeit für ein Upgrade deiner Beläge, wenn:
- Deine Bremsleistung inkonsistent ist
- Du in steilem/nassem Gelände fährst
- Deine Beläge schnell verglasen
- Du das Bedürfnis nach mehr Bremskraft verspürst
- Du mehr Bremskontrolle bei höheren Geschwindigkeiten forderst
- Du einen Mangel an Dosierbarkeit (Modulation) bemerkst
Ein hochwertiger Satz Mountainbike-Bremsbeläge ist eines der Upgrades mit dem höchsten Return on Investment.
Bessere Beläge. Besseres Fahrgefühl
Gute Bremsbeläge helfen dir nicht nur beim Anhalten. Sie helfen dir, besser zu fahren. Mit der richtigen Mischung, ordnungsgemäßer Wartung und rechtzeitigem Austausch fühlt sich dein Fahrrad kontrollierter, vorhersehbarer und viel sicherer an.
Es spielt keine Rolle, ob du Shimano, SRAM, Hope, Magura, Hayes, Tektro oder eine andere Bremsenmarke fährst, die Prinzipien bleiben dieselben:
- Wähle die richtige Mischung
- Fahre sie richtig ein
- Halte sie sauber
- Ersetze sie frühzeitig
Optimiere deine Beläge, und alles andere wird sich von selbst ergeben.